Klaus Arlt, Studiengem. Sanssouci
Klaus Büstrin, PNN
Um abschließendes Lob vorwegzunehmen: dem
Märkischen Verlag ist eine dem Thema qualitätvoll entsprechende
Edition gelungen, bei der schon das Durchblättern des Buches Freude
bereitet: maßvolle und informative Abbildungen, Fußnoten handlich
auf den inneren Seitenstreifen neben den Verweisen abgelegt, die oberen
Seitenecken mit den Signets der jeweils besprochenen Verlage geziert. Gedruckt
ist das Buch allerdings nicht in Potsdam, sondern bei "Gemi Praha",
was sicher den angemessenen Preis garantiert. Wie der Titel mit dem
hochgestellten Schluss-n schon vermuten lässt, wird die Geschichte der
Potsdamer Verlage nicht als geschlossener Text, sondern in 54 in sich
geschlossenen Einzelbeiträgen präsentiert. So wird, verbunden mit
einem Personenregister, das Buch auch zu einem Nachschlagewerk mit vielen
wertvollen biografischen Darstellungen. Da Verleger auch der Endproduzenten
bedürfen, wird den Potsdamer Druckereien ("Von Bartholomäus
Neumann zu Peter Steffen", "Spezialität: Moderne Farbendrucke
- Robert und Theodor Müller" u.a.) gebührender Raum gegeben.
Neben den Prominenten im Potsdamer Verlagswesen, wie Carl Christian Horvath,
den Schinkel-Verleger Ferdinand Riegel, Familie Kiepenheuer, A. W. Hayn's Erben
oder Bonness & Hachfeldt, findet man viele kleine, heute vergessene Verlage,
wie den Tempelverlag von Johannes Lepsius, die Verlage bibliophiler Bücher
von Edlef Koeppen (Hadern-Verlag), Oda Weitbrecht-Buchenau ("Presse")
oder den Hans-Heinrich-Tillgner-Verlag. Kaum noch bekannt ist die verlegerische
Tätigkeit des Ehepaars Dr. Wilhelm und Elisabeth Brönner
(Nowawes/Babelsberg). Es fehlt auch nicht ein Bericht über das
kunsthistorische und wissenschaftliche Profil des Verlages Stichnote. Unter den
Buchgestaltern wird Walter Bullert ein besonderer Beitrag gewidmet.
Zwischen 1952 und 1989 gab es in Potsdam keine öffentliche Tätigkeit
von Buchverlagen. Erst nach der so genannten Wende entstanden viele kleine,
z.T. kurzlebige Verlage, deren Darstellungen besonders verdienstvoll sind, denn
das Vergessen dieser, die neu gewonnene Freiheit nutzenden Unternehmen wird
schnell fortschreiten.
Das Buch kommt mit 148 Literaturangaben aus, auf die in den Texten verwiesen wird.
Ein umfangreiches tabellarisches Verzeichnis der Verlage schließt das Buch ab.
Klaus Arlt, Mitt. der Studiengem. Sanssouci, H.2/2008
Der Autor beschäftigt sich mit der Geschichte des Buchwesens der einstigen
Residenz-, der Bezirks- und der Landeshauptstadt seit vielen Jahren. In den
Potsdamer Neuesten Nachrichten hat er darüber seit Beginn der neunziger
Jahre zahlreiche Beiträge verfasst. Nun sind die meisten in modifizierter
Form als Buch erschienen. Tripmackers Forschungen sind in erster Linie eine
Fleißarbeit. Sein Wissen über die Quellenlage ist enorm. In seinem
Gedächtnis hat er zahllose Namen, Fakten und Geschichten gespeichert, so
dass man ihn als ein "wandelndes Lexikon" bezeichnen könnte.
Dabei trumpft er nie mit seinen Kenntnissen auf, sondern bleibt bescheiden und
stellt sich leidenschaftlich in den Dienst der Sache.
Tripmackers Reise in die Vergangenheit beginnt am 18. Juli 1722 als
Bartholomäus Neumann von König Friedrich Wilhelm I. die Konzession
erhielt, eine Buchdruckerei zu gründen, in der er die Bibel, das
Gesangbuch, Katechismen, Schulbücher drucken durfte, aber auch "wann
dazu seine Kräffte hiernächst so weit sich erstrecken sollten, auch
andere dergleichen Bücher auff seine eigene Kosten drucken undt Vorlegen
..."
Tripmackers Buch ist eine Reise in die Zeitgeschichte. Und mit ihr kann man das
einstige geistige Leben der Stadt studieren, das besonders in der Monarchie mit
Arroganz und militaristischem Machtgehabe verbunden war, doch auch mit dem
Streben nach Freigeist, nach Bildung und ästhetischer Schönheit.
Davon zeugen die verlegerischen Tätigkeiten, auch die im 19. Jahrhundert.
Doch in der Weimarer Republik entfaltete sich das Verlagswesen in Potsdam
besonders farbig. Großen Anteil hatte daran Kiepenheuer. Er holte
prominente Schriftsteller ins Boot: Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger, Hermann
Kasack oder Arnold Zweig. Tripmacker erzählt auch über die
Sanssouci-Fasanerie als Verlagsort, erinnert an Verleger wie Karl Heidkamp oder
Alfred Protte, die aus dem kulturellem Leben Potsdams in den zwanziger Jahren
nicht wegzudenken waren. Zum ersten Mal ist ein Buch über die Potsdamer
Verlagsgeschichte erschienen...
Klaus Büstrin, Potsdamer Neueste Nachrichten, 03.04.2008
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