... Gegen viel Widerstand wurde 2005 die Straße zwischen Wilhelmshorst und
Langerwisch in Peter-Huchel-Chaussee umbenannt. Sehr angemessen für einen
Dichter, dessen stimmungsvollster Lyrikband "Chausseen Chausseen"
heißt. Ein rühriger Kleinverleger erwarb 1999 und 2003 vom S.
Fischer Verlag in Frankfurt am Main die Lizenz zum Nachdrucken von
Huchel-Gedichten. Das Lesebuch "Wegzeichen" und der Fotoband
"Langsam dreht sich das Jahr ins Licht", erschienen im
Märkischen Verlag Wilhelmshorst, brachte das Werk des großen
Unbekannten nach Hause ...
Karim Saab, Märkische Allgemeine Zeitung, 29.04.2006
...Weniger an Touristen als an regional Interessierte wenden sich die
Bücher aus dem Märkischen Verlag von Klaus-Peter Anders in
Wilhelmshorst. Dort wird erlebte Historie bewahrt, über Schulen,
bedeutenden Menschen oder wichtigen Erfahrungen. In der Reihe
›Lebenslinien‹ erzählt der heutige Intendant des Hans Otto
Theaters, Ralf-Günter Krolkiewicz, in ›Hafthaus‹ über
seine Zeit im Potsdamer Staatssicherheits-Gefängnis 1984/85. Wer mehr
darüber erfahren will, kann schon einmal im Internet auf der
Verlags-Homepage Probe lesen.
Denn in den Regalen vieler Buchhandlungen stehen die Titel der Kleinverlage
selten. An der Qualität der Bücher könne es nicht liegen, meint
Anders. Seine Reihe ›Verwehte Spuren‹ sei von Historikern hoch
gelobt worden. Bisher erschienen sind im Märkischen Verlag von der
promovierten Philosophin Almuth Püschel ›Zwangsarbeit in
Potsdam‹, das mit restaurierten Fotos ausgestattete Heimatbuch
›Parochie Gröben‹ über märkische Dörfer und
eine Ortschronik von ›Kerzendorf‹...
Zwar bringen einige Verlage [der AG Brandenburgische Buchverlage] nur zwei
Neuerscheinungen pro Jahr heraus, doch verwenden sie dafür die gleiche
Sorgfalt wie die großen Unternehmen. Deshalb werde jedes Buch lektoriert,
sagt der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft. Wenn nötig, werden Fakten
überprüft.
Matthias Busse, Neues Deutschland, 30.04.2004
Galerie der Enthusiasten
Klaus-Peter Anders, Verleger
Es passiert selten, dass ein Geschäftsmann nach Konkurrenz ruft. Aber ein
Verleger ist schließlich eine besondere Art von Geschäftsmann.
"Wir brauchen mehr Verrückte!" ruft Klaus-Peter Anders bei jeder
Gelegenheit aus, und mit Verrückten meint der 62-Jährige Menschen wie
sich selbst: Diejenigen, die mit Ein-Mann-, Ein-Frau- oder Ein-Ehepaar-Verlagen
in der ostdeutschen Provinz die Nische der Heimatgeschichten, Memoiren und
DDR-Themen beackern wollen. Klaus-Peter Anders tut das mit seinem kleinen
Verlag seit sieben Jahren. Vor der Wende in leitender Position bei der DEFA,
wurde er mit 50 Jahren abgewickelt. Mit einem Kollegen versuchte er, die
Zeitschrift "Bild und Ton" in Eigenregie weiterzuführen. Drei
Jahre lang, bis die fehlenden Werbeeinnahmen dem Blatt den Garaus machten.
"Damals haben wir richtig zu spüren bekommen, was Konkurrenz sein
kann", sagt Anders. Die Sache verbittert ihn immer noch - doch er gab
nicht auf, machte aus dem nun schon mal eingetragenen Medienverlag den
"Märkischen Verlag Wilhelmshorst".
Zu tun gab es genug. An Kapital, dem Nährboden jedes Buches, mangelte es
dagegen. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert: "Um
wirtschaftlich erfolgreich sein zu können brauchen Sie einen Grundstock
von 50 Titeln - aber das muss man auch erst einmal schaffen",
erläutert Anders. Wenn dann ein Buch floppt oder die Druckerei pleite geht
und die Druckfilme verschwinden, wird es schnell existenzbedrohend.
Anders hat das alles schon durchgemacht, seine Verleger-Kollegen in der
Arbeitsgemeinschaft Brandenburgischen Buchverlage, der er vorsteht, ebenfalls.
"Wenn jetzt ein Neuer kommt, kann der von unseren Erfahrungen
profitieren", wirbt der kleine Mann mit dem ergrauten Schnauzer. "Im
Westen gibt es Kleinverlage wie Sand am Meer", sagt Klaus-Peter Anders,
"in der DDR gab es nur ein paar große, und heute? In ganz
West-Brandenburg nichts, in der Lausitz nur einer - und bei denen, die es gibt,
stapeln sich die Manuskripte!"
In der Post waren heute wieder zwei neue Texte. Verleger Anders seufzt "Es
gibt noch so viel, was in der DDR nicht gesagt werden durfte, so viel Interesse
an Regionalem - aber wer soll diese Bücher alle machen?" Zugezogene
jedenfalls nicht: "Wer hier einen Verlag aufmacht, muss aus dem Gebiet
gewachsen sein."
Der märkische Verleger Anders kam als Kind nach Wilhelmshorst - was ihn
nicht davon abhält, sich auch mal gegen die Ortsmeinung zu stellen. Zum
Beispiel im Fall Peter Huchel, dem berühmtesten Wilhelmshorster. 1971
reiste er in die Bundesrepublik aus, 1981 starb er. Zum 100. Geburtstag am 3.
April 2003 bringt Anders einen Bildband mit Naturlyrik Huchels heraus - bereits
sein zweites Buch über den Dichter. "Das bin ich ihm schuldig, ich
kannte ihn persönlich", sagt Anders trotzig. "Aber die
Bevölkerung hier, die akzeptiert ihn immer noch nicht."
Jan Sternberg, Märkische Allgemeine Zeitung, 15.3.2003
Verwehte Spuren Preußens
Kleine Erbengemeinschaft: Der Märkische Verlag in Wilhelmshorst
Es ist ein kleiner, sich betont "märkisch" nennender Verlag...
Er ist bemüht, "verwehte Spuren" von Persönlichkeiten,
Einrichtungen und geschichtlichen Vorgängen aufzudecken. Monographische
Darstellungen des Potsdamer Helmholtz-Gymnasiums ("Im Zeichen der
Eule") und des Humboldt-Gymnasiums - jeweils mit den Namen aller
Direktoren, Lehrer und Abiturienten - gehören ebenso zum Programm wie eine
Biographie des 1848ers Max Dortu von Karl Gass.
Unter den Wilhelmshorstern, die der Verlag aus legitimem lokalgeschichtlichen
Interesse, aber jenseits von Provinzialismus gleichsam porträtiert, findet
sich bisher Peter Huchel. Ihm ist ein Lesebuch mit dem Titel
"Wegzeichen" gewidmet, das der Huchel-Forscher Axel Vieregg
zusammengestellt hat. Zudem wird Carl Steinhoff, nach dem Krieg erster
Präsident der brandenburgischen Provinzialverwaltung und 1946 erster
Ministerpräsident, bedacht. Der Sozialdemokrat ... fertigte in der Zeit
seiner inneren Emigration nach 1933 Übersetzungen literarischer Texte an,
und so wurden "7 italienische Novellen" aus Steinhoffs Nachlaß
im Märkischen Verlag publiziert. Demnächst sind
"Aufzeichnungen" des Wilhelmhorsters Edlef Köppen, der vor 70
Jahren als Autor des Antikriegsbuchs "Heeresbericht" und (mit Hermann
Kasack) als Rundfunkpionier bekannt war, zu erwarten.
Da Wilhelmshorst bis heute einen guten Ruf als Refugium für
Großstädter hat, kann man davon ausgehen, daß der Verlag hier
noch manche Entdeckungen machen wird. Vielleicht wird er beim Autor Klaus Poche
fündig, der Anfang der fünfziger Jahre in Wilhelmshorst wohnte, sich
damals aber mehr als Maler betätigte.
Einem der bekanntesten deutschen Pazifisten, Moritz von Egidy, ist eine
bemerkenswerte Schrift gewidmet. Klaus Hugler, von Haus aus Diakon ... hat ein
überaus lesenswertes und neues Material bereitstellendes, überdies
reichhaltig illustriertes Buch vorgelegt. Es geht um jenen erst
preußischen, dann sächsischen Offizier, der mit seinen
freireligiösen Auffassungen, vor allem aber mit seinen militanten
pazifistischen Positionen von sich reden machte...
Der kleine Märkische Verlag, der auf seine Weise, nämlich
substantiell, preußisches Erbe lebendig macht, sollte überregional
beachtet werden.
Günter Wirth, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.3.2001
Der Verleger Dr. Klaus-Peter Anders, alteingesessener Wilhelmshorster und
Nachbar Huchels (1940 in Dresden geboren, promovierter Informatiker) ist ein
sogenannter Quereinsteiger, also kein "gelernter Verleger", den die
Wende zum Berufswechsel zwang. Von der Filmtechnik kommend, redigierte er
zunächst ab 1991 im Medienverlag Wilhelmshorst die in der DDR bekannte
Zeitschrift "Bild und Ton". Mitte der 90-er Jahre entschloss er sich,
einen eigenen Buchverlag zu eröffnen. Die offizielle Gründung
erfolgte am 15. Dezember 1995. Im Gegensatz zu manchen Neuverlegern der
Nachwendezeit, die glaubten, mit flüchtig gearbeiteten Büchlein
schnell das "große Geld" machen zu können, legt Anders in
der Tradition alter deutscher Verlage größten Wert auf akribische
Edition in Text, Bild, Gestaltung und Ausstattung auch wenn sich die
Bearbeitung über Jahre hinzieht. Nicht jeder Titel, an den er sein
Verlegerherz hängt, muss ein Bestseller werden: manche sind es, und manche
verdienten es zu sein....
Potsdam und die Mark Brandenburg sind Hauptthemen des Verlages, der es versteht
die inhaltliche und formale Qualität seiner Bücher mit moderaten
Preisen zu verbinden.
Besonders verdienstlich ist die Reihe "Verwehte Spuren", in der
anerkannte Historiker verschwundenen oder vergessenen Orten nachgehen.
Erschienen sind die Bände über die Parochie Gröben und
Kerzendorf. Die Ausstattung ist hervorragend mit zahlreichen, z. T. aufwendig
restaurierten, auch farbigen Fotos, Karten und Registern.
Liegen die Schwerpunkte des Verlages beim Sachbuch, so kommt doch auch
mancherlei Belletristik vor.
Dr. Klaus-Peter Anders gründete die Arbeitsgemeinschaft Brandenburgischer
Buchverlage e. V., die ihren Sitz in der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam
hat. Die Arbeitsgemeinschaft dient dem gemeinsamen Auftreten auf Messen, in
Werbung und Vertrieb sowie dem Gedankenaustausch der Mitglieder.
Wolfgang Tripmacker, Potsdamer Neueste Nachrichten, 10.11.2000
Wieder einmal verdanke ich dem Zufall ein lesenswertes Buch. Herausgegeben von
einem der vielen kleinen Verlage, deren Editionen häufig zu Unrecht
übersehen werden... Der Kleinmachnower Schriftsteller Martin Ahrends hat
mit seinem Buch »Zwischenland« einen Verleger gefunden, der ein
genaues Gespür für gute Sprache und Literatur hat und für die
Verantwortung im Umgang mit ihnen. Dr. Klaus-Peter Anders, der wohl auch andere
Bücher von Martin Ahrends kannte, wie »Der märkische
Radfahrer« oder »Mann mit Grübchen«, Bücher, die
einem im Gedächtnis bleiben. Wie jedem das »Zwischenland« in
Erinnerung bleiben wird. Das viele lesen sollten, damit der Ton dieses Buches
sich hält, wie sich im Zwischenland zuerst Kräuter und Pflanzen in
den Schneisensand krallten, Kalisalzkraut oder Idelgras, ihre Samen
verbreiteten und den Anfang machten für ein fruchtbares Stück Erde.
Walter Flegel, Neues Deutschland, 02.01.1998
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