Mandy Mamedow, MAZ
Till Sailer, Märkische Oderzeitung
Eva Schön, ND
Hanne Landbeck, MAZ
Fred Wander, Poesiealbum (zur 1. Auflage 1988)
Regina Scheer, Der Sonntag (zur 1. Auflage 1988)
Ursula Stübner, Der Morgen (zur 1. Auflage 1988)
Ihre Gedichte, die in einfacher Sprache verträumte, aber
nicht kitschige, sondern berührende Bilder des Alltags zeichnen, mit
reichlich Tiefgang, der einen mitunter schlucken lässt, aber auch oft mit
einem guten Schuss unterschwelligem Humor, waren es, die Jana Karafiat nach
einer Trennung in die Hände fielen und in die sie sich
“verliebt” hat. “Ich war von jedem einzelnen Gedicht
berührt”, erzählt sie.
Vor dem Hintergrund der Geschichten erzählenden Scheherazade, die bei Kozik
kurzerhand den Spieß umdreht und den Sultan erzählen lässt,
widmete sich der zweite Teil des Abends, “Tausendundzweite Nacht”,
thematisch dem Zeitalter der Frau, der Emanzipation, der Selbstfindung zwischen
Arbeit und Familie, neuen Freiheiten wie dem Tragen kurzer Röcke.
Über allem jedoch der Liebe. Einer Liebe, die bei Christa Kozik nicht nur
den Männern galt, sondern immer auch den Märchen und den Werken der
Weltliteratur. Benannt nach Koziks erstem größeren
veröffentlichten Gedichtband, von dem 8000 Exemplare im Zuge der Wende
1989 – wie viele andere in DDR-Verlagen gedruckte Bücher auch
– einfach auf der Müllhalde landeten, “auf einer riesigen
Halde in Leipzig”, erzählt Christa Kozik.
“Kulturbarberei” nennt sie, was damals geschah. Von dort kaufte sie
nach und nach ihre eigenen Bücher zurück. 2001 erschien im
Märkischen Verlag Wilhelmshorst dann eine erweiterte Wiederauflage dieses
verlorenen Bandes mit dem Titel “Tausendunddritte Nacht”. Daraus
stammten die teils von ihrem Mann, dem Musiker Christian Kozik, vertonten
Gedichte, die am Samstag in Geltow gelesen und gesungen wurden und dem Publikum
in der Handweberei so manche Erinnerung ins Gedächtnis riefen.
Mandy Mamedow, Märkische Allgemeine Zeitung, 18.04.2011
Im letzten Jahr erschienen zwei Bändchen von Poeten, die sich
einst, Anfang der Achtziger Jahre, mit einem "Posiealbum" des Verlages Neues Leben
vorstellten: der Berliner Richard Pietraß und die Potsdamerin Christa Kozik.
Die von ihnen jetzt angebotenen Bücher reichen nach, was in der DDR erschien
und dann verschwand, aber sie bieten auch Neues und Neuestes.
Christa Kozik dankt ihren guten Namen als Schriftstellerin weniger der Poesie als
poetischen Kinderbüchern und Filmen, so dem wunderbaren Hölderlin-Film
"Hälfte des Lebens". Daneben gibt es ein schmales, doch eindringliches
lyrisches Werk, das 1988 in dem vielbeachteten Band "Tausendundzweite Nacht"
Platz fand. Es sind Gedichte einer sprach- und lebenserfahrenen Frau, die sich auf die
sagenumwobene Scheherezade bezieht, aber auch von ihr absetzt. "Habe gelernt,
in Stiefeln zu gehen, aufzutreten, Faustregel: Heutzutage nimmt man nicht jeden.
Da muss er sich erst mal beweisen."
Wie die Werke vieler Autoren mit Lebensmittelpunkt DDR war dieser Band lange nicht
lieferbar. Um so verdienstvoller ist das Engagement des Märkischen Verlags
Wilhelmshorst, der die Gedichte fast unverändert unter dem Titel
"Tausendunddritte Nacht" herausbrachte. Den unwiderstehlichen Charme der Lyrik
von Christa Kozik könnte ich nüchtern mit den Worten umreißen, es gehe
um 25 Jahre Liebe aus weiblicher Erlebnisperspektive. Aber wo bliebe da die unendliche
Zartheit, das augenzwinkernde Bekenntnis, der Schmerz über allmähliches Welken?
Für den aufmerksamen Leser hält das ansehnliche Buch viele Entdeckungen auf dem weiten Feld sinnenfroher Lebendigkeit bereit.
Till Sailer, Märkische Oderzeitung
Im Nebel der Zeit können Gedichte treuliche Wegbegleiter sein. Christa Kozik, in der
DDR bekannte und geehrte Film- und Kinderbuchautorin, hat immer auch Gedichte geschrieben.
1988 erschienen sie gesammelt in dem Band »Tausendundzweite Nacht«. Ein
Publikumsrenner, die Nachauflage ein Jahr später landete allerdings wie so viele
andere Bücher auf der Müllhalde.
Nun also folgt die »Tausendunddritte Nacht«, ein Band, neu zusammengestellt und
erweitert, auf merkwürdige Weise von der Zeit gebunden und zugleich von ihr nicht eingeholt.
Christa Kozik, schreibt oft eine Poesie des Sagens, des Erzählens auch. Seltener
sucht sie der Musik des Verses nachzuspüren. Ihr ist sprachlicher Gestus, bisweilen
auch das Rhythmische näher. Kunstvoll gestaltet sie poetische Medaillons, Sprache,
eingebunden in grafische Struktur. Fast alle ihre Texte aber sind Liebesgedichte,
voller Sinnlichkeit. Sie entdecken das menschliche Gegenüber wie das literarische
»Vor«-Bild. Und doch, es kommt der Punkt, da »fallen Worte wie
Würfel«. In der »Siebentausendundsiebenten Nacht« wird eine Bilanz gezogen:
»Alltag ist eingekehrt, auch mein Sultan / ist älter geworden ... /
Fern, ach so fern die Legende der / Über-Macht Mann ... «
Dieses schön gestaltete Büchlein enthält etwas von dem, das Poesie immer
auch sein kann: Lebenshilfe. Einander verstehen lernen, die andere Seite sehen, das Fremde
nicht abzuweisen. Hier sind Gedichte im besten Sinne Wegbegleiter, weil sie bezeugen, wo
man gegangen ist und, unwiderruflich, was vergangen ist.
Eva Schön, Neues Deutschland
Kozik singt in ihrem beim Märkischen Verlag Wilhelmshorst erschienenen Band
"Tausendunddritte Nacht" ein Hohelied auf das Jahrhundert der Frau. Dieses
begann, als Sheherezade "zwischen zwei Tränen" einschlief. So frei ist die
Frau, dass ungestraft selbst der kürzeste Rock flattert und die Augen nicht mehr
die "schwarzen Kähne der Sehnsucht" sind. Aus dieser jubelnden, fast
pathetischen Ebene erhebt sie sich nur, wenn Ironie ins Spiel kommt.
Nach einer neutral anmutenden Beschreibung der Hochhausfassaden - "Schweigsamkeit aus
Glas und Stein" - eröffnet sie durch den Vers "so mancher hat sich schon
verirrt" dem Hintersinn das Türchen, durch das der Verirrte dann im Bett der
Ich-Erzählerin, und nicht, wie es sich gehört, in dem der Nachbarin, landet.
Hanne Landbeck, Märkische Allgemeine Zeitung
Christa Kozik sucht in ihren Gedichten nach Schönheit wie nach den Wegzeichen unserer
Menschwerdung ... sie tastet die Ufer ab nach Sicherem; auch die Ufer ihrer Bildersprache, die sinnlich ist ...
Fred Wander, Poesiealbum (zur 1. Auflage 1988)
Die Gedichte Christa Koziks kommen dahergeflogen, als seien sie Vögel aus
östlichen Märchen, manche schillernd und glitzernd, manche kokett zwitschernd,
und doch spürt man: die sie absendet, ist eine Frau, die gelernt hat, in Stiefeln zu
gehen, sie ist irdisch und sinnlich bis in den kleinen Zeh.
Regina Scheer, Der Sonntag (zur 1. Auflage 1988)
Das ist Poesie von einer Frau für Frauen. Männer sollten sie lesen, sie
kämen dem Wesen Frau ein Stückchen näher.
Ursula Stübner, Der Morgen (zur 1. Auflage 1988)
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