Dieter Weihrauch, Berliner Morgenpost
Georg Martinger, PNN
Ildiko Röd, MAZ
Buchhändlerin Heidelore Bellin vom Internationalen Buch
gehörte zu den Ersten, die Flügges Preußenbuch
präsentieren durfte. Dem Hörer von Antenne Brandenburg ist sein Humor
seit Jahren vertraut. Jetzt hat der Urpotsdamer auch Skurilles und Lesenswertes
zu Papier gebracht: "Friedrichs Glanz und Müllers Gloria" ist
der Titel des im Märkischen Verlag Wilhelmshorst erschienen Buches, in dem
der 1951 in Potsdam geborene Journalist die Preußischen Randbemerkungen
Friedrichs des Großen kommentiert. Landesvater Stolpe rät, die
Geschichten nicht eins zu eins zu nehmen. "Die Lektüre ist all jenen
zu empfehlen, die das alte Preußen nicht verbiestert vor sich
hertragen." Und wer wollte da nicht dazugehören.
Dieter Weihrauch, Berliner Morgenpost
Der König und sein Müller -- der Müller und sein König: Es
handelt sich um "Preußische Randbemerkungen" aus
friederizianischen Tagen, doch reicht ein "Immerwährendes
Kalendarium" selbstredend bis zur Gegenwart von Stoiber, Platzeck und
Konsorten, streift Rinderwahn, Europa-Plan, Meilenflug im Bundestag und
Blau-Viagra, welches Friedrich Zwo -- "Dem Großen!" sein Podaga
und Zipperlein ganz schnell und wundersam vertrieb. Nur die Wirkung unterm
Hemde blieb ihm aus. Papperlapapp -- ein König soll regieren, nicht e...!
Herr Voltaire, der alte Poussier-Stengel, so klagt er Müller, habe ihm ein
Dutzend davon aus seinem Döschen gestohlen, um seine Schreibpotenz wieder
aufzupeppen. "Sonst wäre aus dem Kerl doch nichts geworden!"
Beamte als Träger des Staates zwischen Bestechlichkeit und Tugend -- heute
nur träge, Zuwanderer zwischen Privilegierung und Disziplinierung -- sie
sollen ja bleiben! -- rotzkecke Marginalien an die Adresse der Berliner, zum
dahingeschiedenen Geist von Potsdam -- den Volkswagen begehrt man, ein
Volksbegehren nicht. Mit keckem Charme wird das schiefe Verhältnis dieses
Großen Dreispitz zu den drei herrschenden Damen seiner Zeit beleuchtet,
und, Zapperlot, der Alte macht dabei keine schlechte Figur.
Georg Martinger, Potsdamer Neueste Nachrichten
Friedrich allerorten: Als eleganter Querflötenspieler auf
Ölbildreproduktionen in Kaufhausgalerien oder als glorreicher Kriegsherr
auf Reiterstandbildern. Friedrich zwischen Schöngeist und Respektsperson,
unsterblich geworden als der sattsam in Klischees gegossene "Alte
Fritz". Doch eines Tages, irgendwann im Jahre 1995, da kam ein neuer
"Alter Fritz" über die Brandenburger und zwar auf der Frequenz
von Antenne Brandenburg: Ein König, der seine Reden nach wie vor
altmodisch mit "Parbleu" und "mon ami" spickte, sonst aber
recht munter über Themen wie das Schulfach "LER" oder Viagra
parlierte. Als Gesprächspartner hatte sich der im Hier und Heute
angekommene Preußenkönig seinen einstigen besten Feind erwählt:
Den sattsam bekannten, ihm einstens durch einen Rechtsstreit verbundenen
Müller Grävenitz.
Derweil sind der König und sein Müller bereits im siebenten Jahr in
trauter Doppelconference miteinander vereint. Allwöchentlich dienstags tun
sie in dreiminütigen Dialogen, die aus der Feder von Andreas Flügge
stammen, ihre Sicht der Dinge kund: "Kerl! Müller! Warum soll denn in die
neuen Hundert-Euroscheine kein Sicherheitsfaden mehr eingesponnen werden? --
Janz einfach, Majestät! Wejen den Wahlkampf! De Rejierung brauch jetz
jeden Silberstreif für'n Horizont!"
Das Volk draußen in Radioland liebt seinen alten König im modernen
Gewand nebst dem aufmüpfigen Widerpart. So sehr, dass die schönsten
Dialoge nun zum Nachlesen und -schmunzeln in Buchform gesammelt wurden:
"Friedrichs Glanz und Müllers Gloria. Preußische
Randbemerkungen" nennt sich der Band, der am vergangenen Freitag in der
wunderschönen Kulisse des Kronguts Bornstedt vorgestellt wurde.
Bei einer Truppenparade bemerkt der Müller: "Meine Fresse! Eena
brüllt, und alle zotteln hintaher!" König: "Das ist
deutsche Leitkultur, Grävenitz." Auch Friedrichs Gedanke "Alle
Seindt gleich und Guth" wird mit einem humorvollen Dialog "Toleranz
statt Tollerei!" ausgeführt. Die kleinen regionalen Intoleranzen
zwischen Berlinern und Brandenburgern indes bekommen in "Berliner muss
man einfach inne Pfanne hauen!" ihr Fett weg, wobei mit den
Doppeldeutigkeiten der Wörter Bulette und Berliner gespielt wird.
Es war diese Verspieltheit vor einem oftmals ernsten Hintergrund, die den
Verleger Klaus-Peter Anders vom Märkischen Verlag Wilhelmshorst an eine
"Verschriftlichung" der flüchtigen Radiodialoge zwischen
König und Müller denken ließ. Drei Jahre indes sind verstrichen
zwischen der ersten Kontaktaufnahme mit Autor Andreas Flügge, und dem
Erscheinen des Buches. Der Grund liegt im Ehrgeiz von Verlag und Autor:
"Wir wollten nicht einfach eine Kopie der Dialoge machen", so
Flügge. Der Potsdamer Journalist mit "preußischer
Disziplin" hat tatsächlich Erstaunliches geleistet: Neben der
Erweiterung der Dialoge zu einer Art Fortsetzungsgeschichte für den Leser
hat er eine Art "ewigen Kalender" über die brandenburgische
Geschichte mit vielen wichtigen oder einfach nur humorvollen Begebenheiten
zusammengetragen. Zum Kleinod wird das Buch nicht zuletzt durch die
wunderschönen Illustrationen von Tanja Neljubina, deren Karikaturen
früher schon im "Eulenspiegel" erschienen und einer CD mit
Hörproben. "Die Lektüre", schrieb Manfred Stolpe in seinem
Vorwort, "ist all jenen zu empfehlen, die das alte Preußen nicht
verbiestert vor sich hertragen". So wie Franz Friedrich Prinz von
Preußen, der den Band "janz kolossal" findet.
Ildiko Röd, Märkische Allgemeine Zeitung
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